Freitag, 24. September

Ausflug nach Lindos mit dem Linienbus. Die Hitze nimmt uns den Atem, ich habe Kopfschmerzen, bin unausgeschlafen wegen einer traurigen, aufwühlenden Nacht. Rechts und links eine trockene, felsige Landschaft, kaputte, ungepflegte Dörfer. Die meisten neueren Häuser sind nur zur Hälfte aufgebaut. Oft fehlt das obere Stockwerk, stattdessen ragen aus der Decke Eisenstangen aus dem Beton. Diese Gebäude stehen wie verlassene Betongerippe herum. Einzig die alten Häuser haben Charme, obwohl auch sie verwahrlost wirken.
Die felsigen Berge sind mal grau, mal ocker-, mal orangefarben. Karge Vegetation überzieht die steinigen Hügel. In den Tälern stehen alte Olivenbäume, meist in Reihen, wie Plantagen angelegt. Die Olivenhaine strahlen bei aller Dürre, Hitze und Staubigkeit eine ehrwürdige Schönheit aus.

Lindos

Lindos

TürLindos ist ein altes Städtchen, ganz an der Ostküste gelegen. Es kauert mit seinen winzigen Gassen zwischen den Bergen auf der einen Seite und eine strahlend blauen Bucht auf der anderen. Oberhalb  von Lindos erhebt sich der Berg auf dem heute noch Reste einer prachtvollen Akropolis und einer Burg aus dem 15. Jahrhundert stehen.

Was kann ich Dir erzählen, beschreiben? Ich hatte Kopfschmerzen und bin durch die Touristenmengen gelaufen. Wir gehörten nicht dahin und waren doch dort. Wir waren überwältigt von der Schönheit der Landschaft und der Fremdartigkeit dieses Ortes, von den Touristenshops einmal abgesehen, doch selbst die haben in dieser Ansammlung und Buntheit ihren fröhlichen Charme. Durch das Städtchen geht es den Berg hinauf, dann immer steiler die Treppen in den Felsen gehauen, zu einer mittelalterlichen Burganlage und einer antiken Akropolis. Überall liegen Trümmer von Marmorsäulen, Steinplatten, Sockel, Quader mit alten Inschriften, sorgfältig, mühsam in Stein gehauen.

Uns macht alles traurig, denn mit jedem Ausblick aufs Meer, jedem Staunen über die unermesslichen Schätze des Altertums, mit jeder Überraschung, jedem nie Gesehenem spüren wir, dass Du all dies nicht so erleben kannst. Und wir, wir können es Dir nicht schenken, nicht geben, nicht zeigen. Trotzdem schreibe ich davon, fotografiere für Dich und Du sollst durch meinen Augen sehen, mit meinem Herz fühlen, mit meinen  Ohren hören, mit meinen Händen fühlen, mit meiner Nase riechen können, ganz wie Du es magst.

AkropolisAls wir vor der Treppe zur Akropolis standen, wollte Frank gerne ein Foto von mir machen. Du kennst mich und weißt, dass ich in dieser Hinsicht nicht gerade kooperativ bin. Ich sollte die Treppe hinaufsteigen, er wollte fotografieren, wenn ich ganz oben, nahe am Himmel wäre. Ich musste gleich an Dich denken, und dass ich Dich auch DORT nicht finden würde. Ganz nah am Himmel, ist eben nicht IM Himmel. Diese Treppe führte niemals weit genug an den Himmel heran, vielmehr führte sie zu einem Plateau, das, wenn man oben angelangt war, zwar den ganzen Blick auf den Tempel, aber eben auch auf Haufen fotografiersüchtiger Touristen gab. (Auch wir waren knipsende Touristen, keine Frage!)
Und Frank sagte. Wenn Möni überhaupt irgendwo ist, dann ist er im Himmel!

 

 

 



 

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