
WEGE
- Der Duft nach Zimt und Orangen
- Ein Brief an Freunde anlässlich Deines Geburtstages
- Stern in der Nacht - für Dich, Simeon
- Schulweg
- Deine lieben Freunde
- Freunde in einer anderen Welt?
- Aufbruch in die "Neue Welt"
- Briefe an Dich, Geschichten für Dich
- Gedenkfeier in der Schule
- Hatun, wir treffen uns zufällig
- Nora, Songül und Zaynab
REISE NACH RHODOS
Sonntag, 19. Juni 2011
Lieber Simeon,
vorgestern, am Freitagmittag war ich am Ernst-Reuter-Platz. Ich habe Deine Schule gesehen. Ich bin um den Platz herum gelaufen, war am Café Einstein, in der TU-Cafeteria, habe geschaut, ob ich jemanden kenne von den jungen Leuten, die auf der Mittelinsel im Gras sitzen. Alle sind jünger. Dein Jahrgang ist schon mit dem Abi fertig. Sie sitzen jetzt nicht mehr mittags auf der Insel. Sie waren letzte Woche auf Abifahrt, sie kennen schon ihre Noten. Am kommenden Samstag ist Abiball.
Ich habe mir vorgestellt, wie Du fast täglich dort entlang gegangen bist, wie Du Dich gefühlt haben magst, wie Du alles gesehen hast, dort. Wie es Dir gefallen hat, mitten zwischen den Schülern, den Studenten, den ganzen Leuten. Alles in Bewegung, Wechsel. Eure Läden, Eure Cafés, die TU… Ich habe versucht, mir die Leute mit Deinen Augen anzusehen: Wer würde Dir gefallen, wer würdest Du bemerken, wen übersehen, wen von jenen, die da in der Sonne sitzen, hast Du gekannt, wer hat Dich gekannt, wer vermisst Dich jetzt, wer vermisst Dich ohne zu wissen, was geschehen ist?
Wer hat Dich schon längst vergessen?
Werde ich je glauben können, dass Du nicht mehr wieder kommst? Ich schreibe Dir und irgendwann wirst Du all meine Briefe lesen. Nein, irgendwann werde ich sie Dir geben und werde sagen: Du brauchst sie nicht zu lesen, Simeon. Sie sind nicht mehr wichtig. Du weißt, wie sehr ich Dich vermisst habe.
Ja so fühlt es sich an.
Aber so wird es niemals sein.
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