19. Dezember 2011

In fünf Tagen ist wieder Weihnachten. Das zweite Jahr in Deiner Abwesenheit. Wieder kein Schmuck, wieder der Wunsch nach Alleinsein. Nach Stille. Tiefe Wehmut all überall, wohin ich schaue und lausche.
Am vergangen Wochenende in LA (Laaslich, coole Abkürzung, stimmt’s?) hat es zum ersten Mal geschneit. Das Dorf lag so friedlich, so heimelig und still. Die kleine Kirche mit schneebedecktem Dach, das Türmchen weiß, die Kopfsteinpflasterstraße auch. Winzige Schneeflocken tanzten im Licht der Laternen. Es war, wie sich ein Kind Winter vorstellt. Aus kleinen, geduckten Bauernhäusern schimmerte warmes Licht durch die Fenster.

Weißt Du noch, wie wir durch die Ahornallee gegangen sind, abends im Advent? Wir kamen uns vor wie in einem alten Weihnachtskalender, in dem hinter jedem geöffneten Fensterchen ein Lichtlein durch das gelbe Pergament scheint. Die verschnörkelten Häuser in einer Reihe, hier und da ein Fenster erleuchtet. Der Schnee, der Himmel und der Mond oder einfach nur der Schnee und die Nacht und die Lichtlein… und wir. Wie schmeckte das Leben süß. Wie Zimtstern und Mandel, wie Marzipan und Punsch. Wie war die Welt still für uns, als machte alles überall eine Pause und hielte inne und lauschte. Wie wohl und warm fühlten wir uns im Innern. Und wie geborgen waren wir in diesem Moment. Sicher umgeben von der Liebe, die in uns war und die sich für uns in allem spiegelte. Dann kamen wir durchgepustet, mit roten Nasen und kalten Wangen nach Hause, stampften den Schnee von den Schuhen und riefen: Brrrr, war das kalt draussen!  Dann waren wir selbst hinter so einem Fensterchen im Adventskalender, ganz nah bei dem warmen Lichtlein. Ich vermisse Dich so sehr, mein Kind.